KDFB

„Einander in den Blick nehmen“

Katholischer Deutscher Frauenbund gibt auf seiner Bundesarbeitskonferenz Anstöße für den interreligiösen und interkulturellen Dialog

Bonn, 18.02.2006 – „Interreligiöser und interkultureller Dialog ist in der heutigen globalisierten Welt eine Herausforderung, der wir uns als konfessioneller Frauenverband in besonderer Weise stellen“, erklärte die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes e.V. (KDFB), Ingrid Fischbach, im Rahmen der Bundesarbeitskonferenz des Verbandes am Wochenende in Bonn. „Gerade wir Frauen mit einem christlichen Wertefundament bringen die notwendigen Kompetenzen mit, um in einen Erfahrungsaustausch mit Frauen anderer Religionen und Kulturen zu treten“, so Fischbach. Der Katholische Deutsche Frauenbund werde sich daher im nächsten Jahr unter dem Motto „Einander in den Blick nehmen – in Verantwortung vor Gott und den Menschen“ schwerpunktmäßig dem interreligiösen und interkulturellen Dialog widmen.

Theologische Impulse für den interreligiösen und interkulturellen Austausch gab Dr. Ulrike Bechmann, Privatdozentin am Lehrstuhl für Biblische Theologie der Universität Bayreuth, die sich in ihrem Grundsatzreferat auf die Texte des II. Vatikanischen Konzils und die alttestamentarische Schöpfungsgeschichte bezog. „Dialog kann es nicht aus der Vogelperspektive geben“, so Bechmann, die herausstellte, dass es für einen Blick über den Tellerrand der eigenen Religion hinaus der unvoreingenommenen Wahrnehmung der Verschiedenheit und der Anerkennung der anderen Religionen bedarf. Zugleich setze ein Dialog auch die Selbstvergewisserung über die eigene religiöse Identität voraus, womit gerade die säkularisierten westlichen Gesellschaften ihre Schwierigkeiten hätten. Die Theologin warnte vor einer „Selbstgerechtigkeit des Westens“ und vor der Tendenz, Religion auf den Bereich des „Gefühls“ zu reduzieren. Wirklicher Dialog und gelingende Integration könnten nur dann stattfinden, wenn sich beide Seiten mit Respekt und Offenheit begegneten. Ein autoritärer Dialog könne niemals zum Gespräch werden.

Mit der Frage, wo sich die Menschen in der globalisierten Welt zuhause fühlen können, befasste sich der Beitrag von Dr. Marita Estor, Vorsitzende der Gesellschaftspolitischen Kommission des KDFB. „Zuhause ist dort, wo wir kulturelle und religiöse Werte teilen und gemeinsam freudige und leidvolle Ereignisse feiern“, so Estor. Angesichts der weltweiten Herausforderungen durch Armut, ungleiche Lebenschancen, religiösen Fundamentalismus und Extremismus bedürfe es einer weltweiten Vernetzung und Zusammenarbeit von Frauen. „Nicht ängstlicher Rückzug in die eigenen vier Wände darf uns leiten, sondern der Mut zu Solidarität und das Vertrauen, dass gemeinsame Schritte möglich sind“, appellierte Estor an die Teilnehmerinnen der Bundesarbeitskonferenz. Die Vernetzung mit Frauen anderer Religionen und Kulturen könne zugleich das zivilgesellschaftliche Element und damit die Lebendigkeit innerhalb des Frauenbundes stärken. „Der Dialog mit anderen erfordert sehr viel Dialog nach innen, Verständnis, Klugheit und Toleranz“, sagte Estor.

Der Katholische Deutsche Frauenbund ist ein gesellschaftspolitisch aktiver Verband mit 220.000 Mitgliedern, der sich auf nationaler und internationaler Ebene für Frauenrechte einsetzt. Vorbereitet wurde die Bundesarbeitskonferenz von der Internationalen Kommission des KDFB.

Redaktion: Iris Gehrke