KDFB

Frauenbund fordert Care-Wende

Weg von der Kehr-Woche hin zu einer gerechteren Entlohnung von Care-Arbeit; Schrubber und Besen symbolisieren alte Denkmuster, mit denen die KDFB-Frauen aufräumen wollen; Foto: KDFB

München, 29.02.2020. Care-Wende statt Kehr-Woche! Frauenbund-Frauen aus ganz Bayern haben am Samstag anlässlich des Equal Care Days in München ihrem Unmut Luft gemacht. Mit Besen und Staubtüchern verkörpern sie alte Denkmuster, mit denen aufgeräumt werden soll, wie: „Fürsorge-Arbeit machen Frauen doch gerne und natürlich umsonst!“ Mit ihnen geht das „unter den Teppich kehren“ des Gender Care Gap nicht länger. „Leider ist es im Moment so: Wer für andere sorgt, ist häufig im Nachteil. Wirtschaft und Gesellschaft profitieren von der Care-Arbeit. Sie müssen in Zukunft ihren Teil der Verantwortung übernehmen und die Weichen so stellen, dass der wahre Wert, den die Sorgearbeit hat, adäquat honoriert und abgebildet wird“, so Emilia Müller, die Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes - Landesverband Bayern.

Unter den Teppich gekehrt wird dabei auch gerne, dass unsere Wirtschaft ohne Care-Berufe nicht funktionieren würde. Und trotzdem werden diese weder fair bezahlt noch entsprechend anerkannt. „Es muss Schluss sein mit: Wer sich um andere kümmert, wird in unserer heutigen Gesellschaftsordnung systematisch diskriminiert und bekommt viel zu wenig Anerkennung“, so die Forderung des Frauenbundes. Jobs im Care-Bereich und Familienarbeit müssten endlich neu bewertet werden. Für die Umsetzung einer Care-Wende gäbe es kreative Ansätze. Gerade auch im Hinblick auf die Veränderung der Arbeitswelt durch die Digitalisierung ist es höchste Zeit, dass hier ein Umdenken stattfindet. Dafür sei aber Mut zur Bewegung und zu neuen Ideen erforderlich.

Wie nötig so ein Umdenken ist, zeigt sich schon jetzt: Burn-out, Erschöpfungszustände oder Altersarmut, vor allem bei Frauen: Die Sorgekrise, die wir heute haben, kostet viel Geld. Deshalb brauchen wir praxistaugliche Regelungen für eine verbindliche Personalbemessung und eine leistungsgerechte Bezahlung von Care-Kräften. Die Honorierung der Leistungen derer, die sich kümmern, muss anders organisiert werden“, so Müller und weiter: „Wir brauchen ein Umdenken in der Gesellschaft.“

Für den KDFB, den größten Frauenverband in Bayern und seine 165.000 Mitglieder, ist Sorgearbeit allgegenwärtig. Private oder berufliche Care-Arbeit wird zu 80 Prozent von Frauen geleistet. Sie kümmern sich um ihre Mitmenschen, von der Wiege bis zur Bahre. „Die systemischen Ungerechtigkeiten zeigen sich in verhältnismäßig niedrigen Löhnen in Care-Berufen und führen letztendlich zu einem Gender Pension Gap von nahezu 50 Prozent.

„Der Handlungsbedarf wird für den KDFB Bayern besonders augenfällig beim Thema Mütterrente“, so Müller. Allen Müttern stehen drei Rentenpunkte pro Kind zu. Das bleibt nach wie vor die Forderung des KDFB. „Es wäre ein positives Signal, wenn die Care-Arbeit aller Mütter endlich die Anerkennung erfährt, die ihnen zusteht“, betonte die KDFB Landesvorsitzende.

Der Bedarf an Care Arbeit wird mit vermehrter Berufstätigkeit von Frauen und längerer Lebenserwartung in den nächsten Jahren exorbitant wachsen. Wenn die Gesellschaft nicht Schaden nehmen soll, dann müsse die Politik sich bewegen, so die Frauenbundfrauen. Sie rufen deshalb auf, durch eine Care-Wende umzudenken, statt in einer Kehrwoche jedes Jahr das alte System nur abzustauben.

Redaktion: Ulrike Müller-Münch