KDFB

Katholischer Deutscher Frauenbund fordert gleichstellungspolitisch orientierte Arbeitsmarkt- und Familienpolitik

Köln/Berlin 06.11.2006 - Als Ergebnis seines zweiten Gesellschaftspolitischen Kongresses, der vom 03. bis 05. November 2006 in Berlin stattfand, fordert der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB) eine gleichstellungspolitisch orientierte Arbeitsmarkt- und Familienpolitik. "Auf dem Arbeitsmarkt und in der Absicherung von Erwerbsunterbrechungen durch Kindererziehung oder Familienarbeit sind wir von Chancengleichheit immer noch weit entfernt," konstatierte KDFB-Präsidentin Ingrid Fischbach. "Als Frauenverband wollen wir unser Gewicht einbringen, um eine stärkere Berücksichtigung der Belange von Frauen zu erwirken." Als Bilanz der dreitägigen Beratungen legt der KDFB eine Schlusserklärung vor, in der Eckpunkte für eine gleichstellungspolitisch ausgerichtete Familien- und Arbeitsmarktpolitik formuliert werden.

Ausgangspunkt des von der Gesellschaftspolitischen Kommission des KDFB konzipierten Kongresses war die Frage, wie lange und kurze Pausen in der Erwerbsbiographie von Frauen angemessen und geschlechtergerecht abgesichert werden können. In einem grundlegenden Referat zeigte Prof. Dr. Ute Klammer von der Niederrheinhochschule Mönchengladbach, wie sich die Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern in den letzten Jahren entwickelt hat. Zwar habe die Berufstätigkeit von Frauen in den letzten drei Jahrzehnten deutlich zugenommen; allerdings sei dies vorrangig auf den Anstieg von Teilzeitarbeit und Minijobs zurückzuführen. Frauen haben längere Erwerbspausen durch Kindererziehung und Pflege und finden danach selten Anschluss an die Erwerbsbiographien von Männern. Von ungewollter Arbeitslosigkeit seien beide Geschlechter gleichermaßen betroffen; allerdings blieben Frauen länger ohne Job und meldeten sich häufiger nicht mehr arbeitssuchend. Wie in vielen anderen europäischen Ländern sichere der Staat kurze Erwerbspausen meist gut ab (Arbeitslosengeld, Elterngeld); längere Erwerbspausen würden dagegen schlechter abgefedert (Hartz IV), um einen Anreiz zu schaffen, ins Erwerbsleben zurückzukehren.

Kernforderung des Frauenbundes ist der Anspruch auf gleiche Zugangschancen für Frauen zu sozialversicherungspflichtiger und existenzsichernder Beschäftigung. Arbeitsmarktförderung und -vermittlung müssten verlässlich und zielgenau die Teilhabe von Frauen auf dem ersten Arbeitsmarkt unterstützen.

Kritisch sieht der Verband die 1-Euro-Jobs, bei denen sicher gestellt sein müsse, dass es zu keiner Verdrängung von qualifizierter Beschäftigung komme. Außerdem sei die Ausweitung von Minijobs zu stoppen. Wie wichtig eine qualifizierte Berufsausbildung für einen gelingenden Start ins Berufsleben ist, betonte der Verband insbesondere mit Blick auf die Situation von jungen Mädchen und Migrantinnen, die von der Politik gezielt gefördert werden müssten.

Mit Blick auf das jüngst verabschiedete Elterngeld bekräftigt der KDFB, dass beide Elternteile gleichermaßen bei der Kindererziehung in der Pflicht stehen. Der Beitrag der Väter dürfe sich nicht mit der Wahrnehmung von zwei Partnermonaten erschöpfen. Als dringlich mahnte der Verband auch den Ausbau qualifizierter Betreuungs- und Bildungsangebote an. Insbesondere die Frühförderung für Kinder unter drei Jahren und für Schulkinder müsse entschlossen fortgesetzt werden. Familien-, Sozial- und Steuerrecht müssten so aufeinander abgestimmt und fortentwickelt werden, dass der Leitbildwandel vom Ernährermodell zur gleichberechtigten Partnerschaft gelingen kann.

Der Gesellschaftspolitische Kongress wurde unterstützt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Redaktion: Gabriele Klöckner/Iris Gehrke

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