"Ich bin maßlos in allem". Das hat Christine Lavant, die vor 50 Jahren gestorben ist, von sich gesagt. Tatsächlich hat die Lavant in ihrem Leben so ziemlich alles durchgemacht und auf einmalige Weise literarisch verarbeitet. Sie ist in allergrößter Not aufgewachsen und hat schon als Kind die schlimmsten Krankheiten durchlitten, die sie bis an den Rand des Todes gebracht haben. Das macht dann auch ihre Stärke als Lyrikerin und Erzählerin aus, zu der sie geworden ist: ihr unbestechlicher Blick auf diejenigen, mit denen es das Schicksal weniger gut gemeint hat. Es ist ihre eigene Welt, über die sie schreibt. Zur ihrer Welt zählt aber genauso ihre Leidenschaftlichkeit, in der die Erotik eine große Rolle spielt. "Ich bin maßlos in allem". Das trifft auch auf ihre katholische Religiosität zu. Kaum eine andere Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts hat den offenen und gleichzeitig verschlossenen Himmel in einer Drastik beschrieben wie sie. Für den Referenten Rainer Boeck gibt es im Themenmonat Spiritualität niemand geeignetere als Christine Lavant für das Literarische Frauenfrühstück. In einer Zeit auch literarischen Mittelmaßes reißt sie uns sprachgewaltig in eine Maßlosigkeit, die tiefer Spiritualität vorbehalten ist.

In Kooperation mit St. Michaelsbund anlässlich des Themenmonats Spiritualität.